Was machen eigentlich die Damen des Rostocker HC

Rostock Seit Ende Oktober stehen die Räder in der 3. Liga der Damen still, wie in so vielen anderen Bereichen auch. Über Monate kein Spiel für die Handballfrauen vom Rostocker HC, dafür aber wenigstens reguläres Training und bis vor wenigen Tagen auch noch die Hoffnung, den Spielbetrieb zeitnah wieder aufzunehmen- es wurde Zeit, mal wieder beim Training der Rostock Dolphins vorbeizuschauen.

Schon beim Betreten der Fiete Reder- Halle merkt der Autor, was er vermisst hat. Trotz Maske dringt der typische Geruch der altehrwürdigen Sportstätte sofort in die Nase, wobei ein leichter Geruch von Desinfektionsmittel in der Luft hängt. Aber das kennt der geneigte Handballfan noch aus dem Herbst. Die Tür zum Büro des Hallenpersonals steht wie immer offen, hier fällt die Plexiglasscheibe im Türrahmen auf. Safety first- Sicherheit geht vor. MNS? Check! Luca App? Check! Jetzt noch einen Nasenabstrich, 15 Minuten Warten- Negativ. Dann mal los. „Wir testen die Spielerinnen und den Staff regelmäßig. Das ist Grundbedingung für den Trainingsbetrieb,“ erzählt Olaf Meyer, RHC- Vorstand und Betreuer der Delfine in Personalunion. „Wir haben dafür Sponsoren gefunden, denen wir sehr dankbar sind, denn die Tests sind natürlich kostspielig.“

In der Halle ist reger Betrieb: Auf Feld 1 die Jungs vom HC Empor, auf dem anderen die RHC- Frauen, alles wirkt normal. Kurz durchgezählt, fällt auf, dass die Delfine nicht komplett sind. Victoria Schlegel und Hanna Strack fehlen krankheits-, Alex Rohde verletzungsbedingt. Auch Lena Bunke ist diesmal nicht mit von der Partie. Rieke Anderson, Julia Böhme und Liza Johannisson kommen herein, jede trägt eine blaue Matte. Aha, die Rekonvaleszenten trainieren individuell. Für sie ist Physiotherapeut Benny Hostmann da. Eigentlich hat er ja Urlaub, bleibt aber in der Heimat. „Meine Eltern bauen gerade um. Da helfe ich ein bisschen.“ Und Zeit für „seine“ Handballfrauen hat er so auch. Die Torhüterinnen trainieren mit Mathias Steinberg. Lena Clasen, Sara Peters und Nadine Berger bekommen einmal wöchentlich von „Titus“ eine Spezialeinheit.

Für die Feldspielerinnen steht Wurftraining auf dem Programm. Ein bisschen Action, da kommen wir gerade richtig. Dass Trainerin Ute Lemmel das Übungsprogramm extra umgestellt hat, ist aber unwahrscheinlich. Eher liegt die Vermutung nahe, dass sie Nikola Španihelová genauer unter die Lupe nehmen möchte. Die Slowakin weilte zum zweitägigen Probetraining in Rostock. In der aktuellen, nun abgebrochenen Saison lief sie für den HSV Apolda, genauer für die Spielgemeinschaft Apolda/ Großschwabhausen in der Oberliga auf. Mit der Empfehlung von 12 Toren aus zwei Spielen hinterließ die Rückraumspielerin auch in Rostock einen guten Eindruck.

Insgesamt ist im Training und auch im abschließenden Spiel ordentlich Zug drin. Von der sprichwörtlichen, ruhigen Kugel, die man gern schiebt, ist nichts zu sehen. Die Dolphins gehören zu einer privilegierten Gruppe von Sportlerinnen und Sportlern, die ihre Disziplin auch in solch unsicheren Zeiten weiter ausüben darf. Von Schlendrian gibt es an diesem Abend keine Spur, wobei anderenfalls die Luft, entfacht von Ute Lemmel, auch brennen dürfte. So gibt es für den einsamen Besucher des Frauentrainings ein munteres Spielchen zu betrachten, bei dem der Spaß bei ein paar lockeren Sprüchen nicht zu kurz kommt.

Dass der RHC nicht für eine Aufstiegsrunde in die 2. Bundesliga melden würden, war mehr als naheliegend. Als Liganeuling mit gerade einmal drei absolvierten und 4:2 Punkten, möchte man sich in der 3. Liga erst einmal etablieren. Da die Resonanz auf den extra geschaffenen Ligapokal in Form von Meldungen der anderen Drittligisten auch weniger als gering war, werden die Dolphins bis zu einem Neustart der Liga keine Pflichtspiele mehr absolvieren. „Die drei anderen Interessenten für den Pokal kommen aus den süd- bzw. südwestlichen Regionen Deutschlands,“ erzählt Ute Lemmel. „Da sind wir bei einer Einzelstrecke von über 600km. Im Hinblick auf den logistischen und finanziellen Rahmen haben wir uns gegen eine Teilnahme entschieden.“ „Die anderen Mannschaften dürften über die Absage aus dem Norden auch nicht komplett unglücklich sein,“ ergänzt Olaf Meyer.

Man werde andere Möglichkeiten zur Spielpraxis in Form von Turnieren und Testspielen finden, wenn die Zeit gekommen ist, dass so etwas wieder möglich ist, lassen die Verantwortlich wissen. Und dann wird so ein abendlicher Besuch in Marienehe bei den Rostock Dolphins auch nicht so etwas Besonderes mehr sein.

Ulf Luschas